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Trauer


Trauer

Trauer ist etwas ganz individuelles, was nur der empfinden kann, der einen Verlust erlitten hat.
Trauer kann man nur alleine erleben, weil Trauer aus der gleichen Quelle kommt, die wir sonst Liebe nennen.
Wenn ich einen Menschen liebe, dann ist es für andere Menschen schwer nachvollziehbar, weshalb ich ihn liebe.
Liebe verlangt ganz individuelle Ausdrucksformen, die Außenstehende oft nicht verstehen können.

Trauer ist ein individuelles Gefühl, aber um es ausleben zu können, brauche ich im wahrsten Sinne des Wortes Heimat.
Ich brauche Mit-Menschen. Trauer braucht Gemeinschaft.
Menschen die da sind, die einfach mal den Arm um einen legen.
Der Tod ist eine Art Amputation.
Da wird mir etwas Lebenswichtiges abgeschnitten.
Nach einer solchen "Todesamputationen" brauche ich Krücken.
Krücken auf die ich mich stützen kann.
Krücken die eine Hilfe sind und Halt geben können.
Krücken, die helfen, Trauer in Bewegung zu verwandeln, um in der Krise irgendwann eine Perspektive zu entdecken.
Deshalb ist es wichtig, dass Trauer nicht anonym und in aller Stille mit starrer "Kopf hoch, das Leben geht weiter"
Haltung durchlebt werden muss - sondern dass wir unsere individuellen Gefühle in einer Gemeinschaft ausdrücken können, die Halt und eine Heimat gibt.

Der Tod ist deshalb so schwer fassbar, weil wir ihm in unserem Alltag, außerhalb der Medien, kaum noch begegnen.
Wir werden nicht mehr mit dem Tod erzogen - dieses alte klassische memento mori - sondern wir werden vom Tod entzogen.
Der Tod ist für mich eine normale und natürliche Grenze, die, wenn man sich ihr stellt, Mut machen kann, den Wert der Dinge zu entdecken, die vor dieser Grenze liegen.

Fritz Roth (http://www.trauerakademie.de )